Kleingartenanlage "Alt-Rosenthal" e.V.

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Verfasst am 28.06.2019 um 13:49 Uhr

Heinersdorfer Goldstücke

Wie ein Weißenseer Kleingartenverein mit Naturschutzprojekten um seinen Fortbestand kämpft   

Wer braucht schon einen morastigen Tümpel inmitten in seiner Kleingartenanlage, überwuchert und voll mit herangewehtem Unrat? Schon möglich, dass auch die Mehrzahl der rund 800 Kleingärtner der Anlage Heinersdorf jahrzehntelang so dachte. Ein lästiges Übel war er, der Pfuhl, für den der Mühlenweg, einer der beiden Hauptwege der Anlage im Bezirksverband Weißensee, extra einen kleinen Bogen macht. 


Die Heinersdorfer "Biotopmanager" haben den "Tümpel" renaturiert.

Nun allerdings hat sich das Blatt gewendet: „Unser Goldstück“ nennt Alexandra Immerz inzwischen den kleinen Teich: Mit seinem berlinweit bedeutsamen Bestand an Knoblauchkröten könnte er zu einem gewichtigen Argument für den Fortbestand der Kleingartenkolonie werden, sagt die junge Frau. Sie setzt sich mit einer kleinen Gruppe engagierter Gärtnerinnen seit einem Jahr für die Öffentlichkeitsarbeit ihres Vereins ein und hat die Wandlung des Pfuhls in den vergangenen Monaten dokumentiert. Auf verschiedenen Kanälen – von Facebook über Instagram bis zur Homepage des Vereins – lässt sich nachverfolgen, wie sich der Teich verändert hat: Wo noch im letzten Sommer das Chaos herrschte, laden nun eine freie Wasserfläche und Insektenhotels, Fledermauskästen, Vogelschutzgehölze und Blühstreifen allerlei Getier zum Bleiben ein. 


Wertvolle Unterstützung erhalten die Kleingärtner dabei vom Landesverband der Gartenfreunde. Auch die Stiftung Naturschutz Berlin hat erhebliche finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt und begleitet darüber hinaus mit Wildtierkameras die Tierbeobachtung. Oliver Jauernig, der als studierter Biologe zu den Initiatoren der Pfuhl-Renaturierung gehörte, zählt einige der Amphibien auf, die er und seine Mitstreiter beobachten konnten: Neben der Knoblauchkröte fühlen sich auch Erdkröten, Kamm- und Teichmolche, Ringelnattern, Blindschleichen oder Zauneidechsen hier wohl. „17 Vogelarten haben wir gezählt, unsere Gärtner haben Nashornkäfer, Rosenkäfer und die Blaue Holzbiene entdeckt, und in unserem Garten hat ein Igel überwintert“, ergänzt Alexandra Immerz.


Gute Beschilderung für interessierte Besucher

Naturerlebnis mit Blick auf den Fernsehturm

Dass sich dieses Stück intakte Natur in Sichtweite des Fernsehturms befindet, nur wenige Straßenbahnstationen vom Alex entfernt, fasziniert die gebürtige Bayerin jeden Tag aufs Neue. „Umso wichtiger ist es, das grüne Refugium inmitten der Stadt zu erhalten“, sagt sie und verweist auf die wachsende Unsicherheit, mit der sie und ihre Gartenfreunde leben müssen.


Schon bald könnte das letzte Kapitel der fast 125-jährigen Vereinsgeschichte geschrieben werden – denn immer wieder ist von einer Bebauung von „Heinersdorf“ und weiteren benachbarte Anlagen entlang der Tino-Schwierzina-Straße die Rede. 

Die verbleibende Zeit will der Verein gut nutzen und sich unentbehrlich machen – für den Naturschutz und die Menschen im Stadtbezirk, die schon jetzt gern in die Anlage kommen, um dort mit Kleingärtnern zu plaudern, ein Körbchen Erdbeeren geschenkt zu bekommen und an Veranstaltungen teilzunehmen, die die „Heinersdorfer“ für sich und ihre Nachbarn organisieren.


Auch die begrenzenden Benjeshecken werden erklärt

„Charmeoffensive“ nennt Alexandra Immerz die Bemühungen des Vereins, mit Kräuterspaziergängen, Pflanzaktionen, Imkerführungen, Vorlesetagen in der Gemeinschaftsunterkunft nebenan oder als Veranstaltungsort des „Langen Tag der Stadtnatur“ zu zeigen, dass Kleingärtner wichtige Akzente setzen können, ohne die das gesellschaftliche Miteinander ein ganzes Stück ärmer wäre. So betrachtet, sind sie mit ihrem Engagement über den eigenen Gartenzaun hinaus die eigentlichen „Goldstücke“ von „Heinersdorf“.


Kleingärten an der Tino-Schwierzina-Straße

Eine Gelegenheit, mit Kleingärtnern der Anlagen rund um die Tino-Schwierzina-Straße ins Gespräch zu kommen, bot der „Tag des offenen Kleingartens“ am Sonnabend, den 29. Juni 2019. Neben der KGA Heinersdorf luden die Anlagen Am Steinberg, Freies Land, Friedrichshöhe, Grüne Wiese und Neu Hoffnungstal ein. Der Tag des offenen Kleingartens soll in den nächsten Jahren in  Weißensee wiederholt werden.


Heinersdorf im Netz:

www.facebook.com/Kleingartenanlage-Heinersdorf-in-Berlin-756781981379853/

www.instagram.com/kleingarten_heinersdorf_berlin/

www.kga-heinersdorf.de/


Bericht: Elke Binas, Fotos: Marion Kwart

Der Bericht ist in der Juli-Ausgabe 2019 des Berliner Gartenfreunds erschienen und mit freundlicher Genehmigung des Verlags W. Wächer auch hier.

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